Ist der Biosphärenpark Grenzmur eine Chance für die Region? Der Wert dieser zweitgrößten Aulandschaft Österreichs liegt wohl aus wirtschaftlicher Sicht eindeutig im Tourismus. Schon im Frühjahr strömen die Menschen in den Auwald um den Bärlauch zu ernten, die Radfahrer und andere Erholungssuchende nutzen die Aue das ganze Jahr. Für die Radkersburger Therme ist es eine wichtige Ergänzung im touristischen Angebot. Das haben vor allem die Bürgermeister erkannt.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Rolle der Aue im Bereich der Grundwasserreinhaltung für die Trinkwasserentnahmestellen des regionalen Trinkwasserversorgers GSO. In Zeiten zunehmender Trockenheit ist die Aue ein Speicher. Die Bäume drücken den Grundwasserstand etwas in die Tiefe, sodass weniger Düngereintrag dazu kommt und die Nitratwerte aus der Landwirtschaft und der Luft geringer werden. Ein oberflächiges Grundwasser führt zur Versalzung der oberen Bodenkruste. Also ist die Aue auch ein Schutz vor der Versalzung der Böden bei zunehmender Trockenheit.
Die Nutzung der Aue steht auch im Biosphärenpark außer Frage. Die Bewirtschaftung soll mit Förderungen zu mehr Auwald und weniger Wirtschaftswald führen. Die Basis für den Auwald ist jedoch ein höherer Grundwasserstand und die Hochwasserdynamik. Deshalb hat man schon vor Jahren mit Gegenmaßnahmen gegen die Sohl-Eintiefung begonnen. Der Schotter aus dem Gebirge fehlt. Er wird durch die Wasserkraftwerke aufgehalten. Was kommt, sind Feinsedimente, die zwar zur Aufdämmung des Ufers führen, aber auch eine Abdichtung der Aue gegenüber dem Fluss bewirken.
Die Grenzmur braucht mehr Platz! Durch die Flussaufweitungen wird sich die Fließgeschwindigkeit der Mur langsam reduzieren. Es wird nicht mehr soviel Sediment abtransportiert. Die Sedimentbilanz wird ausgeglichener. Bei der Abschlusskonferenz des Coop hat man das auch als das wichtigste Zukunftsziel erkannt. Es hängt einfach alles daran, mehr Fläche für die Mur zu bekommen. Weniger Dynamik aber gewollte Seitenerosion zur Verringerung der Fließgeschwindigkeit. Neben den offiziellen Stellen von Bund und Land sind auch die Kommunen und die NGOs gefordert, diese Message zur Bevölkerung zu transportieren. Dann wird neben der ökologischen Funktionsfähigkeit auch Platz genug für die Menschen am Fluss sein.