Der traditionelle LEiV-Pilzkurs fand diesmal nicht in Oedt bei Feldbach, sondern in Stainz bei Straden statt. Die Bedingungen waren gut, das Pilzfruchtwachstum optimal. Beim Pilzkurs geht es zunächst nicht nur um die Genussfähigkeit, sondern vor allem um die ökologischen Funktionen der Pilze. Bernd Wieser entführt in ein fast ganzjährig unsichtbares Reich, ohne dem es jedoch auf dieser Erde kein für uns vorstellbares Leben geben würde.
Die Pilze gehören zu den frühesten Besiedlern des Festlandes, weil sie es verstanden haben, den Vollkontakt zur damals noch unvorstellbar giftige Atmosphäre zu meiden und im Schutt unterirdisch ihre Netze zu bauen. Doch sie mußten auch Partner finden, die ihnen Energie spendeten und so verbanden sie sich mit den Algen und Bakterien, tauschten Stoffe und Organellen aus. Später kamen die höheren Pflanzen und Tiere zum System dazu. Doch die Pilze blieben lichtmeidende Organismen, die leicht austrocknen können.
In den gemäßigten Zonen gibt es eine besonders große Artenfülle unter den Großpilzen, die auch regelmäßig ihre Fruchtkörper zeigen, deren sich die Menschen seit jeher bedienen, als direkte Nahrungsgrundlage, Fermentation von Getreide- oder Milchprodukten, Kleidungsstoff, Färbemittel, in der Imkerei oder rituelle Begleitung bis zur Droge. Während vor der Steinzeit wohl an die tausend Arten in die menschliche Nutzung Eingang fanden, ging der Gebrauch im Mittelalter schon stark zurück auf ca. 150 Arten und heute werden nur noch wenige Arten genutzt. Nur wenige Menschen kennen sich aus in der Artenfülle und wissen um die Giftigkeit einzelner Arten für uns.
Doch Pilze leben nicht nur außerhalb unseres Organismus, sie sind vielmehr auch ein Teil von uns. Sie besiedeln zusammen mit Bakterien Oberflächen der Haut und des Darmes und sorgen für Schutz, Nahrungsaufspaltung und Freisetzung sekundärer Pflanzenstoffe. Kommt das System Mensch ins Ungleichgewicht, treten schnell körperliche und psychische Mängel auf. Das kann vor allem durch falsche Ernährung oder aber auch falsche oder übermäßige Zugabe von Antibiotika, Depressiva oder Schmerzmittel passieren.
Beim Kurs geht es jedoch auch um die systematische Einteilung der Pilze, die sich von der Lage und Form der Fruchtschichten und der Sporenproduktion ableiten lässt.
Die ökologischen Funktionen der Pilze lassen sich auf 3 große Bereiche herunterbrechen: Symbiose, Parasitismus und Zersetzung von Totstoffen. Dabei fallen Nebenprodukte, wie Luftfilterung, Bodengesundung, Humusbildung, Entgiftung an, welche wiederum alte evolutionäre Entwicklungen darstellen.