Bei der Zusammenlegung in Radochen wurde zahlreiche kleine Ackerflächen zu größeren zusammengelegt. Dabei entstand ein Verlust an Grenzflächen (Raine), welcher durch neu angelegte Ökoflächen ausgeglichen wird. Die Finanzierung der Kosten für die Neuanlagen von Feldwegen, Vermessungen, Oberflächenwassergestaltung und Ökoflächengestaltung übernimmt zum überwiegenden Großteil die öffentliche Hand. Die Agrarbezirksbehörde ist für die Gesamtkoordination verantwortlich.
12 ha Ökoflächen sind neben einigen alten Wiesenflächen übrig geblieben. 7 ha davon werden nun neu als Wiesen und Brachen angelegt um auch den ökologischen Kreisläufen im Gebiet eine Chance zu geben. Nachdem die gesamte Fläche im Europaschutzgebiet und im potentiellen Brutgebiet der Blauracken liegt wurde der Blaurackenverein mit seinem Geschäftsführer Mag. Bernard Wieser beauftragt, die neuen Flächen hinsichtlich ihrer Vegetation und Strukturausstattung zu gestalten.
Die übliche Einsaat mit Industriesaatgut auf den neu anzulegenden Flächen wurde in der Planung ausgeschlossen. Mehr erwartet man sich von einer Heueinsaat und Initiationsbepflanzung mit regionalen Pflanzgut praktisch aus der Nachbarschaft. Hier stimmen auch die genetischen Voraussetzungen für das Pflanzgut.
Die Heueinsaat wurde mit den Heu der Talwiesen des Sulzbachtales durchgeführt. Dafür wurden im Jahr 2023 bereits ein Depot an Heu geschaffen. Die Heuballen wurden auf die neuen Ökoflächen gebracht und mit Hilfe eines Heuballen-Zerreißers auf die Flächen gleichmäßig aufgebracht. Rainer Hütter, ein Privatunternehmen aus Aug-Radisch bei Gnas hatte sich extra für diese Arbeit ein Gerät zugelegt. Unterstützt wurde er dabei von unserem Mitarbeiter Alois Absenger. Auf zu schmalen Flächen wurden die Ballen händisch ausgerollt und mit einer Heugabel verteilt.
Der Hintergrundgedanke bei dieser Art der Einsaat ist die Überlegung, dass auf diesem Wege nicht nur die Samen der alten Wiesen auf die Ackerflächen eingebracht werden, es erfolgt auch eine Abdeckung der nackten Oberfläche und damit ein Verdunstungsschutz und ein Schutz gegen die ungehemmte Ausbreitung von unerwünschten Acker-Beikräutern, das einbringen von Kohlenstoff in die davon leeren Ackerflächen, das einbringen von standortstypischen Mikroorganismen und Insektenlarven, die diesem Heu anhaften.
Der Blauracken-Verein „Lebende Erde im Vulkanland“ kurz „LEiV“ praktiziert diese Art der Neuschaffung von Wiesenflächen inzwischen schon seit fast 20 Jahren. Bisher wurden 50 ha Wiese neu angelegt. Dabei geht es nicht nur um eine hübsche Begrünung. Es geht um die Zeit, die eine Fläche braucht um wieder die volle ökologische Funktionsfähigkeit einer Wiese zu erreichen. Die Beimpfung mit Heu erspart uns dabei geschätzte 20 Jahre.
Schon nach 2 Jahren erreicht man zwischen 50 und 70 Pflanzenarten und damit auch die Lebensgrundlagen für die damit zusammenhängende Tierwelt. Im Boden bildet sich ein standortstypischer Humus aus. Weitere Maßnahmen dafür sind jedoch notwendig. Das Entfernen des Schnittgutes von der Fläche ist der Flächenkompostierung vorzuziehen, damit nicht nur Flachwurzler gefördert werden, die den Boden bei schweren Niederschlägen nicht festhalten können.
Zusätzlich zur Heueinsaat werden seit 2023 auch Pflanzen der Hochstaudenvegetation vom Blaurackenverein gezüchtet und auf den Ökoflächen eingesetzt. Auf alle Flächen verteilt sind dies ca. 40 Plätze, welche im ersten Stadion von uns gepflegt, bzw. von restlicher Vegetation freigehalten werden, um zur Samenreife zu gelangen. Verantwortlich dafür ist unsere Mitarbeiterin Mag. Elisabeth Ofner die selbst auch Gemüsepflanzen vermehrt und ab Hof bzw. auf Pflanzenmärkten verkauft.
Zu den Hochstauden gehören seltene und häufige Arten unserer Tallandschaften, welche zumeist in der Nähe von Bachläufen und Gräben wachsen. Diese Standorte werden oft nur einmal jährlich oder gar noch seltener gemäht und bieten den idealen Platz für diese Pflanzen. Hochstauden blühen meist im Sommer und sind eine wichtige Grundlage für Großinsekten. Diese Insekten wiederum bedeuten die Nahrungsgrundlage für Blauracke und co.!
Eine weitere Maßnahme auf den Ökoflächen ist die Pflege hinsichtlich invasiver Neophyten. Dazu zählen vor allem solche, welche im Bereich der Ackerfrüchte wirtschaftlichen Schaden verursachen. Ambrosia (Traubenkraut) oder das Johnsongras müssen beobachtet und durch Pflegemaßnahmen reduziert werden. Teilweise erfolgt das händisch, weil auf Ökoflächen der Einsatz von Herbiziden verboten ist! Es liegt also auch daran, möglichst früh einzugreifen um die Aussaat dieser Arten hintanzuhalten. Die erste Maßnahmen ist das Beobachten der Ökoflächen und die Identifikation von Befalls-Flächen. Der wirksamste Dauerschutz ist eine Kultur-Mähwiese. Das wird allerdings nicht überall möglich sein.
In weiterer Folge wurden die Ökoflächen mit Strukturmitteln ausgestattet. Das sind Ansitzwarten und Nisthilfen vor allem für die Blauracke, aber auch für andere Vogelarten, wie dem Turmfalken oder dem Schwarzkehlchen. Die Ansitzwarten wurden auf den Straßenabgewandten Seiten errichtet, um nicht etwa die Vögel in Richtung Straße zu locken, wo die Gefahr des Verkehrs lauert. Rund um die Ansitzwarten liegen auch unsere Initialpflanzungen. Diese werden zumindest im ersten Jahr regelmäßig besucht und dabei wird auch auf die Sitzwarten geachtet.
Nun braucht es etwas Zeit, bis die Ökoflächen voll funktionieren. Das geht am Anfang sehr schnell und zieht vor allem Brache bewohnende Arten an. Dann ändert sich die Zusammensetzung. Es werden stabile Lebensräume und damit andere Arten folgen. Die neue Gesetzgebung verlangt die Ausweisung der Ökoflächen als Geschützte Landschaftsteile. Somit wird die Integrität von der Berg- & Naturwacht überwacht. Schon vor Beginn der Arbeiten wurde darauf Rücksicht genommen, dass die Flächen nicht etwa zu Parkplätzen für Spaziergänger-Autos oder für Freizeitsportler missbraucht werden. Es wurden z.B.: die Wassergräben neben den Wegen angelegt.
Im Herbst diesen Jahres werden noch die Bepflanzungen mit Bäumen und Sträuchern durchgeführt. Es sollen vor allem Einzelbäume in der Landschaft dominieren, die in vielleicht 15- 20 Jahren die ersten Nisthilfen tragen können. Auch darauf muss man achten und diese Bäume vorerst vor dem Verbiss und mechanischen Schäden schützen.