Am Stradner Friedhof hat Karl Lenz über einen Ausschuss des Pfarrgemeinrates die Bevölkerung zu einer Friedhofsbegehung geladen. Es geht dabei um die Schöpfungsverantwortung. Will heißen, dass die katholische Kirche sich zur Ökologisierung ihres Verantwortungsbereiches bekennt.
Welche Pflanzen sollen am Friedhof gesetzt werden? Was wird in der kommenden Zeit den Klimawandel besser aushalten? Was braucht viel Wasser? Fragen zum Pflegeaufwand am Friedhof erläutert Robert Lackner von der Gärtnerei Lackner, der auch die Pfarrergräber am Stradner Friedhof betreut.
Aber es geht auch noch um andere Fragen. Die Friedhofskerzen sind zum Großteil aus fossilen Materialien und schaffen einen erheblichen Müllaufwand. Die Marmorsteine für die Grabsteine haben weite Wege hinter sich. Sie kommen oft aus Asien oder anderen Erdteilen. Der Rasen wird überall kurz gehalten und erfordert ein hohes Maß an Pflege. Es gibt laut Friedhofsverordnung keine Bäume auf den Friedhöfen und daher auch keinen Klimaschutz für die Zukunft.
Bernd Wieser erklärt anhand eines alten Grabes, wo sich die Natur wieder einbettet, dass man heimische Sandsteine und Tuffe für die Gräber ebenfalls verwenden könnte. Wo sich Grillen oder Ameisen verstecken könnten, auf welche Pflanzen es in Zukunft ankommen wird, die sowohl Hitze und Trockenheit vertragen als auch Nahrung für Insekten bereitstellen können. Man findet diese Pflanzen im felsigen Gelände oder im trockenen Osten des Landes. Es gehört aber auch Mut dazu, sich vom Mainstream abzuheben.
Bei den Kindergräbern gäbe es noch Platz für einen Baumfriedhof. Diese wieder moderne Bestattungskultur könnte auch anstatt versiegelter Urnenfelder einen positiven Beitrag leisten. In Zentraleuropa herrscht, wie auch im Mittelmeergebiet eine Steinkultur auf den Friedhöfen vor. Einfriedungen sind auch ein Ausdruck der Abgrenzung zu den Toten. Anderenorts (USA, Großbritannien) sind Wiesen oder Rasenflächen ohne viel Schnickschnack üblich.